Europäische Blumenmärkte wieder auf Wachstumskurs

Die meisten europäischen Verbraucher scheinen nach der Krise wieder Vertrauen gefasst zu haben. Davon profitieren auch die Märkte für Blumen und Pflanzen. Auch wenn die höheren Großhandelspreise vor allem bei Schnittblumen nicht von allen Einzelhändlern an den Endverbraucher weitergegeben wurden, scheinen sich die Märkte positiv zu entwickeln. Indikator für die positive Marktentwicklung sind die Importlieferungen, die auf den meisten Märkten 2010 wieder anzogen.
Gegenüber den ersten neun Monaten 2009 stieg allein der Exportwert der niederländischen Lieferungen in die anderen EU-Länder um durchschnittlich 7%. In den meisten EU-Staaten erreichte das Importvolumen jedoch noch nicht das Ergebnis von 2007. Von dieser positiven Entwicklung ausgenommen blieb u.a. das krisengebeutelte Griechenland. Unbeeindruckt von der Krise 2008/2009 zeigten sich die finnischen und tschechischen Verbraucher. Ihre Ausgaben für Schnittblumen stiegen nach 2008 und 2009 auch in 2010 weiter an. Auch Deutschland importiert heute wertmäßig mehr als vor der Krise. Die deutschen Schnittblumenimporte aus den Niederlanden stiegen in den ersten neun Monaten 2010 um 9% und lagen damit auch deutlich über dem Niveau von vor der Wirtschaftskrise.

Deutschlands Schnittblumenmarkt auf Wachstumskurs
In den meisten europäischen Ländern haben die Verbraucher in 2010 wieder mehr für Schnittblumen ausgegeben, da sich vor allem die Preise auf Großhandelsstufe erholt haben. Der Importwert der niederländischen Schnittblumenexporte in die anderen EU-Länder stieg in den ersten neun Monaten 2010 um 7%. Auch der Wert der Schnittblumenexporte nach Deutschland stieg kräftig, und zwar um neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ob von diesem Preisanstieg auch die deutsche Produktion profitierte, muss sich zeigen. Die deutschen Produzenten planen nach Angaben der Anbauerhebung der AMI ihre Produktionsmenge 2010 um 2% einzuschränken.

Auf Deutschland entfallen 2010 voraussichtlich rund 30% der niederländischen Schnittblumenexporte. Damit scheint der Trend, dass Deutschland Marktanteile nach Osteuropa abgibt, gestoppt zu sein.

Britischer Markt legte wieder zu
Auch der britische Markt, der zweitgrößte Schnittblumenmarkt Europas, legte 2010 wieder zu, nachdem er in der Wirtschaftskrise 2008/2009 vor dem Hintergrund des starken Euros drastisch eingebrochen war. Die 7% Zuwachs bei den Importen aus den Niederlanden in 2010 konnten aber das Minus in Höhe von rund 30% seit 2007 bei weitem nicht ausgleichen. Allerdings sind in den letzten Jahren vor allem die kenianischen Exporte nach Großbritannien kontinuierlich gestiegen, insbesondere der Anteil an gemischten Sträußen. Immer größere Anteile der kenianischen Exportlieferungen werden direkt nach Großbritannien geliefert, ohne Umweg über die niederländische Veiling. Auch auf einigen anderen europäischen Märkten beobachten die Niederlande steigende direkte Konkurrenz von Drittlandsimporten aus Mittel- und Südamerika, Afrika aber auch der heimischen Produktion. Der Einfuhrwert der niederländischen Zierpflanzenimporte war (inklusive Reexporte) bis 2008 kontinuierlich gestiegen. Er lag 2008 bei rund 1,286 Mrd. EUR und sank 2009 auf 1,235 Mrd. EUR.

Größte Märkte für Kenia sind die Niederlande und Großbritannien
Kenia lieferte 2009 nach Angaben von KFC rund 35% der in die EU importierten Schnittblumen, Kolumbien 17% und Israel 12%. Wichtigstes Direktimportland ist für Kenia nach den Niederlanden Großbritannien. 17% der kenianischen Exporte gehen direkt nach Großbritannien, 5% nach Deutschland. Weitere wichtige Märkte für kenianische Schnittblumen sind Frankreich und die Schweiz. Während die Wachstumsraten der kenianischen Importe abnehmen, haben 2009 vor allem die Importe aus Äthiopien an Bedeutung gewonnen. Der Wert der Importlieferungen aus Äthiopien in die Niederlande lag 2009 bei 94 Mio. EUR, geg. 67 Mio. EUR in 2008. Damit lagen 2009 die Importe der Niederlande aus Äthiopien fast gleichauf mit denen aus Ecuador. Der Wert der Schnittblumenexporte Kolumbiens in die EU sank 2009 um rund 12% (in US$).

Topfpflanzenmarkt ebenfalls positiv
Auch der Verbrauch auf den meisten Topfpflanzenmärkten entwickelte sich in den ersten neun Monaten von 2010 positiv. Um durchschnittlich 7% stiegen die niederländischen Topfpflanzenexporte in die EU-Länder. Der größte Topfpflanzenmarkt Europas, der deutsche, importierte allein aus den Niederlanden Topfpflanzen im Wert von 555 Mio. EUR. Das ist gegenüber den ersten neun Monaten 2009 ein Plus von vier Prozent. Die deutschen Produzenten planten nach Angaben der Anbauerhebung der AMI bei den Herbstkulturen von Beet- und Balkonpflanzen  eine Ausdehnung der Produktion um 7%. Der deutsche Anbau blühender Zimmerpflanzen soll hingegen weitgehend konstant bleiben.

Märkte in Westeuropa wieder leicht ansteigend
Der west- und mitteleuropäische Markt für Blumen und Topfpflanzen hat einer Hochrechnung basierend auf den Daten der AIPH und der HBAG zufolge 2009 ein Volumen von rund 16.85 Mrd. EUR zu Einzelhandelspreisen, gegenüber rund 17,2 Mrd. EUR in 2008 und 17,7 Mrd. EUR in 2007. In 2010 dürfte der Markt für Blumen und Pflanzen wieder auf rund 17,4 Mrd. anwachsen. Mit rund 31% Marktanteil ist der deutsche Markt der wichtigste Schnittblumenmarkt Westeuropas, gefolgt von Großbritannien mit rund 26% und Frankreich mit 18%. Der westeuropäische Markt für Topfpflanzen lag 2009 hochgerechnet bei rund 7,7 Mrd. EUR zu Einzelhandelspreisen. Mit rund 55% Anteil entfällt der Löwenanteil der Ausgaben für Topfpflanzen in West- und Mitteleuropa auf den deutschen Markt.

Die rund 245 Mio. Verbraucher West- und Mitteleuropas werden 2010 pro Kopf rund 70 EUR für Blumen und Pflanzen ausgeben, davon etwa 38 EUR für Schnittblumen.

Finnland mit kontinuierlich steigenden Blumen- und Pflanzenimporten
Die Importe der nordeuropäischen Märkte für Blumen und Topfpflanzen aus den Niederlanden entwickelten sich in den ersten neun Monaten 2010 uneinheitlich. Während die finnischen Importe sowohl bei Schnittblumen wie auch bei Topfpflanzen um fast 20% stiegen und damit den Wachstumskurs der letzten Jahre fortsetzten, sanken die Exporte nach Dänemark z.T. drastisch. Insbesondere der Wert der Lieferungen von Topfpflanzen gab nach. Auch die schwedischen Importe aus den Niederlanden erreichten noch nicht wieder das Niveau von vor der Krise. Norwegen importierte zwar deutlich mehr Schnittblumen, so dass sich der Schnittblumenkonsum 2010 hochgerechnet voraussichtlich auf dem hohen Niveau von rund 63 EUR pro Kopf stabilisieren wird. Der norwegische Topfpflanzenmarkt hingegen sank im vierten Jahr in Folge. Mit rund 56 EUR pro Person ist Norwegen aber weiterhin Weltmeister bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Topfpflanzen, gefolgt von Deutschland mit rund 52 EUR pro Person und Schweden mit 48 EUR pro Person.

Das Gesamtvolumen der nordeuropäischen Märkte mit ihren rund 28 Mio Verbrauchern lag 2009 hochgerechnet bei 2,5 bis 2,6 Mrd. EUR zu Einzelhandelspreisen. Dies entsprach Pro-Kopf-Ausgaben von rund 90 EUR. Vor der Krise lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 92 EUR.

Osteuropas Märkte erreichen noch nicht wieder das Niveau von vor der Krise
Die positive Entwicklung der osteuropäischen Märkte, die sich bislang als neue Wachstumsmärkte zeigten, hat durch die Krise einen Dämpfer erlitten. Ein Teil der osteuropäischen Märkte steigerte seine Importe zwar wieder deutlich, aber das Niveau von 2008 wird in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr erreicht. So stiegen die niederländischen Importe von Schnittblumen nach Polen wieder auf das Niveau in 2008. Bei den Topfpflanzenexporten nach Polen gab es aber ein Minus von 2%. Russland, der wichtigste osteuropäische Markt, legte in den ersten neun Monaten 2010 um etwa 12% bei den Importen von Schnittblumen zu, wird aber voraussichtlich nicht wieder das Niveau von 2008 erreichen. Deutlich positiver als die beiden größeren osteuropäischen Märkte zeigen sich noch die Märkte in der Slowakei und der Tschechischen Republik. Das Ausgabenvolumen der tschechischen Verbraucher dürfte hochgerechnet zu Einzelhandelspreisen 2010 rund 325 Mio. EUR erreichen. Das entspricht einem Plus von rund 10%. Pro-Kopf wird jeder Tscheche 2010 etwa 33 EUR für Blumen und Pflanzen ausgeben. Spitzenreiter bei den osteuropäischen Pro-Kopf-Ausgaben für Blumen und Pflanzen bleibt aber Slowenien mit rund 39 EUR pro Kopf.

Ende 2010 dürfte der Gesamtmarkt Osteuropa hochgerechnet ein Volumen von rund 2,4 bis 2,5 Mrd. EUR zu Einzelhandelspreisen erreichen. Die Pro-Kopf-Ausgaben an Blumen und Pflanzen lagen 2009 bei etwa 10,5 bis 11 EUR. Die größten osteuropäischen Märkte für Blumen und Pflanzen sind Russland mit rund 0,9 bis 1 Mrd. EUR, Polen mit rund 600 Mio. EUR und die Tschechische Republik mit rund 325 Mio. EUR zu Einzelhandelspreisen.


Griechenland-Krise hat Auswirkungen auf Absatz
In den ersten neun Monaten 2010 entwickelte sich der Verbrauch in Südeuropa positiv. So stiegen die niederländischen Blumen- und Topfpflanzenexporte nach Italien, dem größten Markt in Südeuropa, in den ersten 9 Monaten 2010 um 6%. Mit rund 8% Wachstum stiegen die Topfpflanzenexporte stärker als die Schnittblumenexporte. 2006, im bisherigen Spitzenexportjahr nach Italien, hatten die Niederlande Blumen und Pflanzen im Wert von rund 340 Mio. EUR nach Italien ausgeführt.

Eine Ausnahme von der positiven Entwicklung stellt Griechenland dar. Die Griechenlandkrise machte sich 2010 bei den Exporten der Niederlande bemerkbar. Die griechischen Importe von Blumen und Pflanzen aus den Niederlanden sanken in den ersten neun Monaten 2010 um durchschnittlich 6%. Portugal hingegen importierte wieder mehr Schnittblumen. Auch die spanischen Importe aus den Niederlanden stiegen. Umgekehrt legten auch die spanischen Blumen- und Pflanzenexporte in den ersten sieben Monaten zu. Spanien verbuchte Exportzuwächse von 7% auf rund 150 Mio. EUR. Ein Drittel der spanischen Exporte von Blumen und Pflanzen entfällt auf Frankreich.

Die rund 120 Mio. südeuropäischen Konsumenten gaben 2009 pro Kopf durchschnittlich etwa 32 EUR für Blumen und Pflanzen aus, davon entfielen etwa 10 bis 11 EUR auf Topfpflanzen. Dies entspricht nur etwa einem Drittel der Ausgaben der west- und mitteleuropäischen Verbraucher. Der Gesamtmarkt für Blumen und Pflanzen umfasste 2009 in Südeuropa hochgerechnet etwa 3,8 Mrd. EUR zu Einzelhandelspreisen.

Dr. Susanne Lux, mec marketing and ethics consulting
Quellen: Eigene Hochrechnungen auf der Basis der Angaben von AIPH, HBAG, Productschap Tuinbouw, Fepex, KFC, Asocoflores und AMI. (Quelle: ipm-messe.de)